Douarnenez und Husum –ab jetzt zwei Partnerstädte!!!

 

 

 

Ils se sont dit „oui“ – Sie haben sich das Ja-Wort gegeben!

 

 



19. Oktober 2023: Eine Gruppe von 14 Nordfriesen und Nordfriesinnen macht sich in den frühen Morgenstunden per Bahn auf den Weg nach Douarnenez. Im Gepäck: ein kleiner Apfelbaum, ein Boskop, der in Douarnenez Wurzeln schlagen soll und die Äpfel für den leckeren Cidre liefern wird!

 

Nach langer Fahrt mit großer Verspätung, aber bester Laune gehen wir noch ins Chartier, einem Pariser „Bouillon“, einer Speisegaststätte aus dem 19. Jahrhundert.

 


20. Oktober: Nach einer kleinen Pariserkundung bzw. einem unterhaltsamen Besuch des Musée nationale d’histoire naturelle geht es weiter mit dem TGV nach Quimper, dieses Mal in Windeseile.

Wir werden am Bahnhof herzlich begrüßt und in das Port-Musée von Douarnenez gebracht, wo uns alle Gastgeber erwarten. Ein aufregender Moment!

Zwar haben wir schon seit 6 Monaten mehr oder weniger intensiven Kontakt per Mail und Brief gehabt, sich aber nun gegenüber zu stehen, ist etwas ganz anderes! Es gibt wunderbare Bilder der Neugierde, des Entdeckens, der Offenheit füreinander einzufangen. Am langen Tisch stehen wir und nehmen einen leckeren Aperitif ein. Vier weitere Nordfriesen und ein Hund, Margot, stoßen dazu, die im Auto angereist sind. Das ist der Beginn einer tollen Freundschaft!


21. Oktober: Ausgeschlafen und unternehmungslustig treffen wir uns wieder im Port-Musée, dem Hafenmuseum der Stadt, das neben umfangreichen und sehr ansprechend gestalteten maritimen Exponaten immer auch Gastaustellungen beherbergt - wie z.B. die zum Schriftsteller und Dichter der Stadt Geoges Perros, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre.

Anschließend geht es nach Plomarc’h, einem malerischen kleinen Ort am Rande der Stadt, an dem wir symbolisch den Apfelbaum pflanzen. Er wird Tage später von den Gärtnern der Stadt fachkundig eingepflanzt werden – heute ist Samstag!

 

Nach einer kleinen Stärkung kommen wir in den Genuss bretonischer Erzählkunst. Patrice Goyat entführt uns mit seinen eigenen Geschichten in eine andere Welt.

 

22. Oktober: Nun stößt auch die offizielle Delegation dazu: Bürgermeister Martin Kindl, Bürgervorsteher Robert Koch sowie die Senatorinnen Britta Pohns und Tabea Brumbach.

 

In Locronan, einem mittelalterlichen Dorf, erfahren wir einiges über die Geschichte und wirtschaftliche Entwicklung der Gegend im Laufe der Jahrhunderte. Ein Handwerksweber zeigt uns seine Kunst. Die Zeit scheint stehengeblieben.

In Tréboul, einem Stadtteil von Douarnenez, stärken wir uns und lernen die lokale Berühmtheit, den Kouign amann kennen, den typischen Butterkuchen aus Douarnenez („Zwei Minuten im Mund, zwanzig Jahre auf den Hüften.“ )

 

Am Nachmittag besteht die Möglichkeit sich die Stadt zu erwandern, die drei Häfen, den Port de Plaisance, den Port-Rhu und den Port du Rosmeur kennenzulernen sowie einen ersten Blick auf die nahegelegene Insel Tristan zu werfen. Heute ist auch die Sonne am Start.

Unsere Gastgeber nehmen sich viel Zeit für uns und versorgen uns mit allerhand regionaler Küche und das sind nicht nur Crêpes!

 

23. Oktober: Mit einem kleinen Motorboot werden wir zur Ile Tristan gebracht. Zwar ist die Insel fast in Rufweite der Stadt, aber dennoch nur bei Hohlebbe zu Fuß zu erreichen. Diese Insel hat eine wechselhafte Geschichte, so beherbergte sie zeitweise eine Sardinenfabrik, später residierte dort die sagenumwobene Schauspielerin Cora, deren Porträt noch heute den Ratssaal ziert. Erste Besiedlungsspuren stammen aus galloromanischer Zeit und es war diese Insel, die der Stadt ihren Namen gegeben hat: DOUAR – AN – ENEZ ist bretonisch und bedeutet „terre de l’île“, übersetzt „Land (Ländereien) der Insel“. Allerhand exotische Pflanzen finden sich in den alten Gartenanlagen der Insel, die von ihrer Nordseite einen herrlichen Blick über die Bucht Douarnenez‘ gewährt.

 

 

 Während wir anschließend an einer Führung durch die Stadt teilnehmen können, die Claude Rossignol auf Deutsch anbietet, bei der wir den Bolomig, sozusagen die Tine von Douarnenez kennenlernen und erfahren, wie die Stadt geprägt wurde von der Sardinenfischerei, sind unsere Gastgeber auf Hochtour: Sie bereiten das große Fest des Vorabends, sozusagen den Polterabend vor.

 

 

In der „salle des fêtes“ über der Markthalle treffen wir uns alle wieder und kommen sofort in Tanzstimmung, denn eine regionale Musikergruppe spielt typisch bretonische Musik und Dominique weiht uns in die Tanzschritte ein – es ist gar nicht so schwer! Löppt!

 

Francis Gloaguen, der Präsident des Comité de jumelage hält eine Begrüßungsrede auf Deutsch, in der er auch unseren Begleitern auf dem Weg zur Städtepartnerschaft, Frau Mehdorn (Präsidentin der Vereinigung der Deutsch-Französischen Gesellschaften) und Herrn Schmitz (ehemaliger Bürgermeister der Stadt Husum) dankt.

 

 

 

Auch Robert Koch, der neue Bürgervorsteher der Stadt Husum spricht einige Grußworte, denen nicht nur die unermüdliche Pascale gespannt lauscht.

 

 

 

 

 

Anschließend stellen Jürgen und Veronika vom Vorstand der DFG Husums den Bretonen auf Französisch Husum vor, die Braut, die dem bretonischen Bräutigam ja noch weitgehend fremd ist.

 

 

 

 

 

Jetzt haben aber alle Hunger! Unsere Gastgeber servieren den Gästen ein leckeres 3-Gänge-Menu, währenddessen viel geredet und gelacht wird. Es ist ein wunderbarer Abend voller Herzlichkeit!

 

 

 

Und als dann die Mitglieder des Comité de jumelage uns auch noch das Lied der „sardinières“, der Sardinenarbeiterinnen vorsingen, die vor 99 Jahren in den Fabriken Douarnenez‘ einen Streik begonnen haben, von dem man selbst im fernen Paris noch sprach, können wir nicht anders: wir singen unsererseits „Die Gedanken sind frei“. Ein eigens auf unsere Freundschaft umgedichtetes Lied „Les Champs-Elysées“, welches die Geschichte unserer „Amicale“ erzählt, singt sich hervorragend auf Französisch. Eine Übersetzung ins Deutsche zum Verständnis für alle liegt schon vor (Merci Claude!).

 

Nach Mitternacht verlassen wir beglückt den Festsaal. Dieser Abend hat uns einander noch näher gebracht. Nun kann wirklich geheiratet werden!

 

 

 

24. Oktober: Im Rathaus ist großes Gedränge, alles strömt in den Ratssaal im ersten Stock. Vorne ein langer Tisch, drei Stühle und ein Rednerpult.

Mme Poitevin, die Bürgermeisterin von Douarnenez , hält ihre Rede auf Französisch, Claude übersetzt simultan. Am Ende verliest Mme Poitevin den Text der Urkunde auf Französisch und Herr Kindl übernimmt den Staffelstab und trägt sie auf Deutsch vor. Seine anschließende Rede beginnt er auf Französisch, fährt dann aber lieber auf Deutsch fort und lässt sich übersetzen. Nun folgt der bewegendste Moment : Mme Poitevin in der Mitte, flankiert von Herrn Kindl und Herrn Koch, unterschreibt die Urkunde und reicht sie den Herren zur Unterschrift weiter.

 

 

Ils se disent „oui“! – Sie geben sich das Ja-Wort! Applaus!

Wie zu jeder Hochzeit gibt es natürlich auch Geschenke: Douarnenez überreicht Husum eine schöne Luftaufnahme der Stadt mit den drei Häfen und der Insel Tristan, Husum hat eine Monotypie eines Husumer Künstlers im Gepäck, auf der die Tine – nach Westen gen Bretagne blickend – zu sehen ist.

Die Akteure sind froh, eine zweieinhalbjährige Eheanbahnung hat geklappt!

Jetzt darf angestoßen werden! Es wird eifrig geprostet, gekostet und geschnackt.

 

Wir verbringen einen letzten Nachmittag und Abend mit unseren neuen Freunden, in Quimper, an der Pointe du Raz oder einfach in Douarnenez.

 

 

25. Oktober: Nun wird es Zeit Abschied zu nehmen. Auf dem Platz vor dem Touristenbüro rollt so manche Träne, sicherlich Abschiedsschmerz, aber auch Erleichterung, dass alles so wunderbar verlief. Es werden Folgetermine geklärt und noch einmal gemeinsam gesungen.

 

 

Wenn man sich beim Verlassen der Stadt Douarnenez im Auto noch einmal umdreht, kann man einen Blick auf das neu aufgestellte Schild werfen:

 

 

 

Félicitations!

 

 

 

Paris empfängt uns mit seinen Menschenmassen, schnell noch etwas durch die Stadt bummeln, dann zieht es uns nach Hause.

 

 

 

Unseren Gastgebern des Comité de jumelage européen in Douarnenez sagen wir „un grand MERCI!!!!“ Sie haben uns mit ihrer Liebe zu ihrer Stadt und deren Geschichte und Traditionen, gekoppelt mit großer Offenheit und Neugierde uns kennen zu lernen eine großartige Zeit geschenkt!

 

Et maintenant: BIENVENUE à Husum!

 

Text und Fotos: Deutsch Französische Gesellschaft